Der Wärmebedarf in Deutschland
In Deutschland ist der Wärmebedarf mehr als doppelt so hoch wie der Strombedarf.
Bisher wurde jedoch vorwiegend regenerative Stromerzeugung durch Wind und Photovoltaik zur Energiewende umgesetzt. Dem Wärmebedarf gehört daher eine wesentlich größere Beachtung! Was wir brauchen ist ein Wärmenetz, das die Abwärme und regenerative Wärme zum Verbraucher bringt.
Seit 1997 verfolgt unser Vorstandsvorsitzender Manfred Keller seine Vision ein Deutsches Wärmenetz zur Vernetzung der bestehenden Wärmequartiere und Abwärmeproduzenten ins Leben zu rufen.
Wärmenetze in unserer Region
Ein kurzfristig machbares Ziel ist nach seiner Einschätzung eine Verbindungsleitung zwischen Mannheim (Wärmenetz der MVV) und Frankfurt (Wärmenetz Mainova), so dass Wärmequartiere im
Ried mitversorgt werden können.
Im Gegensatz zu unseren Nachbarn in Norwegen, Dänemark, Schweiz und Österreich ist Deutschland ein Entwicklungsland. In Österreich werden bereits heute mehr als 22% der Wohnungen mit Fern- und Nahwärme versorgt. Die jährlichen Zubauraten liegen dort bei
92 km Netz (Trassenmeter bestehend aus Vor- und Rücklauf) pro Jahr.
Die Flusswärmepumpe Mannheim
Am 19.4. 2024 hat die EGR einen Ausflug zur Flusswärmepumpe in Mannheim veranstaltet. Zum Besuchsbericht kommen Sie hier.
Die Flusswasserwärmepumpe Mannheim versorgt mit der gewonnenen Energie unter anderem einen 47.000 Kubikmeter großen Fernwärmespeicher, aus dem pro Stunde 200 Megawatt Wärme entnommen werden können.
Nur 1 Kubikmeter/Sekunde Wasser aus dem 1.430 Kubikmeter/Sekunde führenden Rhein reicht aus, um 20 MW thermische Energie (Wärme bei 99°C) auszukoppeln.
Die Flusswärmepumpe Mannheim ist der erste Baustein der Dekarbonisierungsplanung des MVV.
2024 wird die zweite Ausbaustufe der Wärmewende in Mannheim abgeschlossen werden, wenn die Phosphorrecyclinganlage und das Biomassekraftwerk an das Fernwärmenetz gebracht werden. Dann können bereits bis zu 60 Prozent des Wärmebedarfs der Haushalte und des Gewerbes in Mannheim mit klimafreundlicher Wärme abgedeckt werden.
In der dritten Stufe für 100 Prozent grüne Wärme sollen grüne Technologien wie Erdwärme, zusätzliche Flusswasserwärmepumpen, die Nutzung weiterer industrieller Abwärme, Elektrodenkessel oder
Biomethan-Heizkraftwerke genutzt werden
Die MVV ist mit deren Transformations- und Dekarbonisierungs-planungen also auf einem guten Weg.
Das 600 km große Wärmenetz versorgt neben Mannheim auch die Städte Sprendlingen, Heidelberg und Speyer, leider ist aber noch keine Leitung in Richtung Ried geplant.
Das EnEfG und das Ried
Mit dem für 2025 geplanten Energieeffizienzgesetz (EnEfG) und Wärmeplanungsgesetz kommt endlich auch in Deutschland die Sache ins rollen und es ist erfreulich, dass die bisherigen Machbarkeitsstudien der EGR nun auf fruchtbaren Boden bei der HIM und dem Anker-Kunden Vitos Klinikum fallen.
Die Wärmewende-Aktivitäten am Standort Riedstadt betrachten wir als Blaupause für die Vergrünung der Fernwärmeerzeugung insgesamt. Dank der bisherigen Investitionen bei Vitos kann bereits heute das Baugebiet Hoher Weg in Goddelau und die Martin Niemöller Schule relativ grün aus drei Holzhackschnitzelkesseln und einer Gasmotorenanlage
bedient werden.
Auf diesen Vorsprung bauen die teils von EGR e.G. in 2015 initiierten und in 2022 finalisierten Machbarkeitsstudien. Mit einer Anbindung an die thermische Abfallbehandlung (industrielle Abwärme aus der dortigen Stromerzeugung) wird die weitere Ausbaustufe der Wärmewende in Riedstadt genommen.